Bewegt durch den Herbst – trotz Rheuma
Bewegt durch den Herbst – trotz Rheuma
Sie leiden an Rheuma? Und Bewegung ist nichts für Sie? Dann raten wir Ihnen: Das sollten Sie ändern! Denn Bewegung ist bei Rheuma nicht nur möglich, sondern absolut empfehlenswert! Wir haben 10 Tipps für Sie.
Die Zeiten, in denen man Menschen mit rheumatischen Erkrankungen angeraten hat, sich möglichst wenig zu bewegen, sind längst vorbei. Es zeigt sich vielmehr, dass etwa Schwimmen, Laufen, aber auch Tai-Chi oder Yoga den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Das gilt speziell für eine der folgenschwersten Formen: die rheumatoide Arthritis (RA), unter der rund 55.000 Österreicher leiden, vorwiegend Frauen.
GESÜNDER LEBEN hat 10 Tipps, wie Betroffene „bewegt durch den Herbst“ kommen.
1. Regelmäßige Bewegung als wichtiger Teil der Therapie.
„Ist sich der Patient der positiven Beeinflussung seiner Erkrankung durch Bewegung und Sport bewusst, wird er diese mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit auch ausüben“, ist der Leiter der Rheumaambulanz im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien, Doz. Dr. Johannes Grisar, überzeugt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Betroffene über Krankheit und Therapie Bescheid weiß. Und dazu brauche es, so der Rheumatologe, „unmittelbar nach der Diagnosestellung ein ausführliches Gespräch, bei dem der Patient über die Erkrankung gründlich aufgeklärt wird.“ Daraufhin wird gemeinsam mit dem Betroffenen eine individuelle Behandlung festgelegt, deren Einhaltung für die Lebensqualität von großer Bedeutung ist – genauso wie die regelmäßige Bewegung.
2. Bewegen Sie sich sanft.
Die Frage, welche Sport- bzw. Bewegungsart für RA-Betroffene die richtige ist, hängt laut Grisar vom Stadium der Erkrankung und vom Alter des Patienten ab. Gewiss sind sanfte, gelenksschonende Bewegungsformen zu bevorzugen. Dazu zählen etwa Ausdauersportarten wie Schwimmen (v. a. Rückenschwimmen), Radfahren, Wandern, Nordic Walking sowie spezielle Gymnastik, Muskelaufbautraining in wohldosiertem Maß und fernöstliche Bewegungsformen wie Tai-Chi oder Yoga. Der Wiener Physiotherapeut Alexander Salecic betont jedoch, dass die beste Bewegung jene sei, die der Betroffene gern mache: „Wenn das Gartenarbeit ist, sollte man das respektieren, solange die Beschwerden dadurch nicht schlimmer werden.“
3. Tai-Chi, Yoga, Pilates und Co.
Tai-Chi ist eine sanfte Form der Bewegung, die seit vielen Jahrtausenden im ostasiatischen Raum ausgeübt wird. RA-Betroffene berichten, dass sich dadurch insbesondere die Beweglichkeit der Sprunggelenke verbessert und sie wieder Freude an der Bewegung an sich haben. Dasselbe gilt für andere asiatische Bewegungsformen wie Qigong, Yoga oder die Fünf Tibeter. Ebenso hat Pilates, bei dem Kraftübungen, Koordination, Stretching und Atemtechnik fließend miteinander verbunden werden, einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf, verhilft Patienten mit RA zu einer besseren Körperwahrnehmung und zu allgemeinem Wohlbefinden.
4. Vermeiden Sie High-Impact-Sport.
Sogenannte „High Impact“-Sportarten, wie Fußball oder Tennis, üben eine extreme Stoßbelastung auf die Gelenke aus und sollten daher vermieden oder zumindest, so Experte Grisar, „nur nach Rücksprache mit dem betreuenden Rheumatologen durchgeführt werden“.
5. Bewegung tut gut.
Aktuelle Studien besagen: Körperliche Aktivität kann rheumabedingte Beschwerden lindern. Damit nicht genug führt Bewegung zu einer Endorphinausschüttung – dem kann Dr. Hans-Peter Holzapfel, FA für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, nur zustimmen: „Aktivität und Fitness steigern das Wohlbefinden und können dadurch die Krankheit positiv beeinflussen“, sagt der Orthopäde, der u. a. im Rudolfinerhaus Wien tätig ist.
6. Herbstsonne tut gut.
Wenn der Nebel allmählich wieder ins Land zieht, macht das vor allem Menschen mit rheumatischen Erkrankungen zu schaffen. Dennoch wartet der September oft (noch) mit zahlreichen Sonnentagen auf, die Betroffene für einen Spaziergang, eine kleine Wanderung oder vielleicht sogar eine Runde mit dem Fahrrad oder E-Bike nutzen sollten. Der Grund: Die Sonnenstrahlen erfreuen die Seele und versetzen den Körper außerdem in die Lage, Vitamin D zu produzieren, was wiederum die Aufnahme von Kalzium in den Knochen ermöglicht und somit für den Knochenaufbau unerlässlich ist. Dabei ist Vitamin D (insb. D3) nicht nur das Knochenhormon schlechthin, sondern spielt auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung und im Verlauf von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.
7. Bewegung trotz Schmerzen.
Sich trotz Schmerzen mit übermäßigem Ehrgeiz zu quälen, kann den Gelenken mehr schaden als nutzen, ist doch der Schmerz ein Warnsignal. Dennoch sollten sich RA-Patienten regelmäßig bewegen und zwar, sofern erträglich, trotz Schmerzen. „Eine trainierte Muskulatur schützt die Gelenke und puffert übermäßige Belastungen wie ein Stoßdämpfer ab“, erklärt Orthopäde Holzapfel.
8. Achtung: erhöhte Verletzungsgefahr!
Bei Menschen mit RA kommt es leider häufiger als bei gesunden Personen zu verminderter Knochendichte bzw. Osteoporose (daher tut Sonne gut – siehe Punkt 6). Im Hinblick auf Bewegung ist also auch Vorsicht geboten, ist doch das Risiko höher, durch banale Verletzungen Knochenbrüche zu erleiden. „Außerdem kann es durch die chronische Entzündung von Bändern an den obersten Abschnitten der Halswirbelsäule mitunter zu Instabilitäten in diesem Bereich kommen. Bei Überlastung der Halswirbelsäule besteht daher das Risiko neurologischer Ausfälle“, gibt Holzapfel zu bedenken.
9. Physiotherapie nach (Behandlungs-)Plan.
Eine konsequente Physiotherapie – sowohl im Rahmen einer Einzeltherapie als auch mit Übungen, die Betroffene zu Hause durchführen können – ist eine wesentliche Ergänzung zur medikamentösen RA-Therapie. Dazu Physiotherapeut Salecic: „Generell ist ein angepasstes körperliches Training wichtig. In akuten Entzündungsphasen steht aus Sicht der Physiotherapie zudem der Erhalt von Gelenksbeweglichkeit und -funktion im Vordergrund.“
10. Rundum betreut.
Für eine bestmögliche Therapie von Rheumapatienten braucht es ein multiprofessionelles Betreungsteam. Orthopäde Holzapfel und Rheumatologe Grisar arbeiten etwa im Rahmen der medfocus Praxisgemeinschaft im 19. Wiener Gemeindebezirk eng mit einer Neurologin und einem Team von Physiotherapeuten zusammen. Dadurch sei es möglich, so die beiden Experten, „rheumatische Beschwerdebilder von rein degenerativen Krankheitsbildern zu trennen und den Patienten, der mit Gelenksbeschwerden in unsere Ordination kommt, so schnell wie möglich in die bestmögliche Behandlungsschiene zu lenken.“
Weitere Informationen finden Sie auf:
www.medfocus.at